Was ist GROUPTHINK und wie vermeidest du es in deinem Team?

Groupthink nennt man das Phänomen, wenn in einem Team alle Personen dem gleichen Lösungsvorschlag zustimmen, obwohl manch eine*r vielleicht Zweifel an diesem Lösungsvorschlag hat oder sogar davon überzeugt ist, dass die Entscheidung falsch ist. Diese Zweifel werden aber gar nicht erst geäußert, weil sich die Mehrheitsmeinung so übermächtig anfühlen kann, dass einzelne Teammitglieder einknicken und sich denken: „Na wenn das alle meinen, dann werden die schon richtig liegen. Dann halt ich mal lieber den Mund, bevor ich mich zur Buh-Frau oder zum Affen mache.“

Eine andere, weitverbreitete Variante von Groupthink ist die, dass eine höhere Führungskraft eine gewissen Meinung vertritt, und sich dann niemand im Raum traut, dieser Meinung zu widersprechen. Nach dem Motto „Ich bin doch nicht lebensmüde und widerspreche dem Chef/der Chefin – wer weiß, was das für Konsequenzen hat“.

Im besten Fall ist die Lösung dann nicht so kreativ oder innovativ wie sie sein könnte. Im schlimmsten Fall ist ein nicht geäußerter Zweifel aber der Auslöser für eine Katastrophe. Angeblich war sowohl bei der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl als auch beim Absturz des Space Shuttles Challenger das Groupthink Phänomen mit im Spiel.  

Wenn ich eine andere Meinung in einer Gruppe von Menschen vertrete, dann erfordert das eine Menge Mut. Insbesondere dann, wenn ich noch recht neu in der Gruppe bin, in der Hierarchie recht weit unten stehe oder denke, dass ich deutlich weniger Erfahrung und Fachwissen habe als die anderen Gruppenmitglieder. Unser menschliches Bedürfnis, zur Gruppe dazu zu gehören ist da leider oft stärker, als unsere guten Ideen oder kritischen Gedanken. Deshalb bleiben in so manchem Meeting viele gute Ideen und kritische Aspekte ungehört. Schade eigentlich, denn damit wird viel Potential verschenkt. Und so manche Fehlentscheidung mit fatalen Folgen könnte vermieden werden.

Wie kann ich Groupthink in meinem Team vermeiden?

Hier sind einige leicht umsetzbare Ideen, wie du Groupthink in deinem Team vermeiden kannst:

  1. Sorge für Vielfalt in deinem Team oder deiner Arbeitsgruppe
    Gleich und gleich gesellt sich gern – und das Groupthink Phänomen gesellt sich dann gerne auch gleich mit dazu. So großartig es sich auch anfühlt, wenn alle genau die gleiche Meinung haben und alle deine Ideen großartig finden: sorge für andere Perspektiven. Hole dir ganz bewusst Leute mit unterschiedlichem Hintergrund, Erfahrungen und Fachwissen in dein Team. Und gerne auch solche, die für ihre unbequeme, kritische Meinung bekannt sind.

  2. Mache das Groupthink Phänomen transparent
    Groupthink ist ein sogenannter „unconscious bias“ – ein unbewusstes Denkmuster. Wenn wir uns dieses Muster bewusst machen, dann senkt das die Wahrscheinlichkeit, dass wir in die Groupthink Falle tappen. Wenn du die Ziele und Erwartungshaltung für das Meeting vorstellst, kannst du auf das Groupthink Phänomen hinweisen und noch einmal ganz explizit bitten, dass jede Meinung und jeder Zweifel wichtig und ausdrücklich willkommen ist.

  3. Wähle Methoden aus, die allen Meinungen Raum geben
    Viele Teams oder Gruppen diskutieren am liebsten im Plenum. Dann kriegen alle, alles mit. Das Groupthink Phänomen liebt die Plenumsdiskussion auch. Denn dort sind es meist die Schnellen und Lauten, die die Diskussion anführen. Die Leisen, die Zurückhaltenden und die, die die Dinge erst mal in Ruhe durchdenken wollen, bevor sie sich eine Meinung bilden ziehen dabei den Kürzeren. Lass für deine Fragestellung zunächst einmal jede*n einzeln für ein paar Minuten ihre Ideen, Meinungen, Einwände auf Post-Its schreiben. Oder nutze die 1-2-4-all Methode an, in der sich jede*r erst einzeln Gedanken macht (das ist die 1 aus dem Namen), sich dann mit einer weiteren Person austauscht (2), dann schließen sich die 2-er Gruppen zu Vierergruppen zusammen, um sich auszutauschen und dann wird erst im Plenum diskutiert.

  4. Nutze den Advocatus Diaboli
    Der Anwalt des Teufels ist der, der bei einer Diskussion ganz bewusst die Gegenposition einnimmt. Bestimmt in eurem Team oder eurer Gruppe einige Personen, die ganz bewusst gegen den angestrebten Lösungsvorschlag argumentieren sollen. Was könnte dabei alles schief gehen? Welche Haare könnten sich in der Suppe finden? Wenn wir mit dem Blick unseres größten Kritikers auf den Vorschlag schauen – was würde der an dem Vorschlag bemängeln?

  5. Nutze ein Sounding Board
    Ein Sounding Board ist ein Gremium von Leuten, die eine Resonanz zu einem bestimmten Thema geben. Ideale Soundingboardmitglieder sind eher kritisch und trauen sich, ihre Meinung zu sagen. Die Mitglieder sollten möglichst unterschiedliche Expertisen, Erfahrungen und Hintergründe mitbringen. Der Einsatz eines Sounding Boards kann insbesondere dann Sinn machen, wenn dein Team recht homogen ist und du sichergehen möchtest, dass auch andere Perspektiven gehört werden.

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