Auf einer Landkarte ist ein gestrichelter Pfad eingezeichnet

Brauche ich als Führungskraft einen 100 Tage Plan?

Wie wichtig ist ein 100 Tage Plan für meinen Erfolg als Führungskraft? Diese Frage höre ich immer wieder von Führungskräften, die ein neues Team übernehmen. In diesem Blogartikel beschreibe ich, was ein 100 Tage Plan ist, wann und für wen er sinnvoll ist und wann er eher kontraproduktiv ist. Am Ende teile ich noch meine ganz persönliche Empfehlung zu diesem Thema.

Was ist ein 100 Tage Plan?


„You never get a second chance to make a first impression“ – so kann man in einem Satz den Sinn hinter einem 100 Tage Plan für Führungskräfte zusammenfassen.

Neue Führungskräfte werden meist mit Neugier erwartet und stehen ab Tag 1 im Rampenlicht: sie werden genaustens beobachtet. Jede Geste wird interpretiert. Ihre Worte werden gern mal auf die Goldwaage gelegt. Alle wollen wissen, mit wem sie es da zu tun haben, was er oder sie im Schilde führt – und was das für die künftige persönliche Arbeitssituation bedeutet.

In den ersten 100 Tagen können Führungskräfte den Grundstein für den gemeinsamen Erfolg legen – oder sehr viel Porzellan zerschlagen und Vertrauen verspielen. Einen misslungenen Start im neuen Team wieder gut zu machen, kostet viel Kraft und Zeit. Deshalb ist es eine gute Idee, als Führungskraft nicht völlig unvorbereitet in die neue Führungsrolle hineinzustolpern.

Ein 100 Tage Plan hilft bei der Vorbereitung und gibt Orientierung während der ersten Wochen in der neuen Rolle.

Typische Bestandteile eines 100 Tage Plans


Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, einen 100 Tage Plan aufzubauen. Diese wichtigen Bestandteile sollten auf jeden Fall enthalten sein:

  • Das Team und wichtige Stakeholder kennenlernen
  • Das Business und die Herausforderungen verstehen
  • Strukturen und Entscheidungsprozesse verstehen
  • Unternehmenskultur/Teamkultur und ungeschriebene Regeln kennenlernen
  • Erste Ziele, Prioritäten und Meilensteine definieren

Oft sind 100 Tage Pläne so aufgebaut, dass sie für die jeweiligen Wochen bestimmte „To Dos“ zuweisen. Z.B. Woche 1: Gespräche mit den Teammitgliedern führen. Woche 2-3: Gespräche mit weiteren wichtigen Stakeholdern führen.

Wann und für wen ist ein 100 Tage Plan sinnvoll?


Ein 100 Tage Plan ist vor allem sinnvoll,…

  • wenn du als Führungskraft in ein neues Unternehmen wechselst
  • wenn du zum ersten mal eine Führungsposition übernimmst
  • wenn du eine deutlich größere Führungsverantwortung übernimmst oder in einem komplexeren Umfeld agieren wirst
  • wenn auf deiner neuen Position eine akute Krisensituation auf dich wartet
  • wenn du eine Führungsposition mit großem Veränderungsdruck übernimmst

Gute Dienste leistet dir ein 100 Tage Plan vor allem dann, wenn viel Neues auf dich zukommt, du schnell abliefern musst und dir nur wenig Zeit bleibt, um in der neuen Rolle anzukommen.

Mit einem Plan strukturierst du deine Gedanken und stellst sicher, dass nichts Wichtiges durchs Raster fällt. Du konservierst dir ausserdem den frischen Blick von außen. Denn sobald du in deiner neuen Position gestartet bist, wirst du ruckizucki in deine neue Realität hineingezogen. Und ganz egal ob du willst oder nicht: dein Blick auf die Dinge wird nicht mehr derselbe sein – und viele gute Ideen, die du am Anfang hattest, geraten dann in Vergessenheit.

Der 100 Tage Plan gibt dir Orientierung – vor allem in stürmischen Zeiten. Du kannst dich an den einzelnen Themenblöcken entlang hangeln, und baust systematisch das wichtigste Wissen und die wichtigsten Beziehungen auf, um in der neuen Rolle erfolgreich zu sein.

Was spricht gegen einen 100 Tage Plan?


Strukturiert, durchdacht, systematisch – was sollte gegen einen 100 Tage Plan sprechen? Manchmal kann genau das zum Problem werden. Denn so ein Plan kann dich in ein ziemlich starres Korsett zwängen – und das ausgerechnet in einer Phase, in der du möglichst flexibel und offen für spontane Impulse am Wegesrand sein solltest.

Wenn du zu sehr an deinem Plan festhältst besteht die Gefahr, dass du nicht siehst, was wirklich los ist. Du verpasst womöglich wichtige Signale von deinem Team oder dringende Themen, die zuerst deine Aufmerksamkeit bräuchten. Wie für alle Pläne gilt auch hier: „plan well – and stay flexible“. Sonst wirkst du schnell wie jemand, der mit Scheuklappen durch die Gegend läuft – und dabei komplett an der Realität und den echten Bedürfnissen deines Teams vorbei rennt.

Für manche Führungskräfte ist ein 100 Tage Plan auch ein Stressfaktor: er suggeriert, dass nach 100 Tagen alles geschafft sein muss. Dabei kann es je nach Situation eben auch mal sehr viel länger dauern als gedacht, bis man in der neuen Rolle wirklich angekommen ist.

Wenn dir Pläne grundsätzlich ein Graus sind und du sie nur schreibst, um sie dann ganz schnell in die Schublade zu legen und für immer zu vergessen, dann kannst du dir die Mühe auch getrost sparen. Es gibt Führungskräfte, die gehen lieber intuitiv vor und behalten dennoch den Überblick. Auch das ist in Ordnung. Der 100 Tage Plan ist ja kein Selbstzweck – er soll dir als Führungskraft nützlich sein.

In besonders dynamischen Umfeldern kann ein starrer 100 Tage Plan auch an seine Grenzen stoßen. Da ist flexibles und intuitives Vorgehen definitiv die bessere Wahl.

Meine persönliche Empfehlung


Was ich persönlich an einem 100 Tage Plan schätze, das ist der Prozess des Entstehens: das Nachdenken und Sortieren ist aus meiner Sicht viel wichtiger, als der fertige Plan. Wie sehr sich jemand an Plänen orientiert und entlanghangelt, das hängt stark von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Aber sich Gedanken zu machen über die neue Rolle, die eigene Haltung und das, was man als Führungskraft in dieser Rolle mit dem Team bewirken möchte – das halte ich für essenziell.

Deshalb arbeite ich mit Führungskräften, die ein Team neu übernehmen nicht mit einem strikten 100 Tage Plan – sondern mit einer Landkarte.

Auf dieser Landkarte sind alle wichtigen Bereiche und Fragen abgebildet, mit denen sich eine Führungskraft auseinandersetzen sollte, wenn sie ein neues Team übernimmt: die eigene Haltung, Ziele, das Team, die Vorgesetzten, Stakeholder und ihre Erwartungen, Businessverständnis, Entscheidungswege, etc.

Aber eben nicht in einer strikten Abfolge. Das ermöglicht dir als Führungskraft, genau das rauszupicken und zu bearbeiten, was gerade dran ist und gut passt. Und du kannst auch jederzeit wieder zurückkehren, und tiefer einsteigen.

So lernst du dein neue Terrain Stück für Stück kennen und hast jederzeit einen guten Überblick, wo vielleicht noch blinde Flecken auf deiner Landkarte sind. Und je besser du dein neues Terrain kennst und im Blick hast, umso leichter fällt es dir anschließend, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Neugierig, wie das für den Start mit deinem neuen Team aussehen könnte? Dann kontaktier mich gerne.

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